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11.02.2017
Staatssekretär Bernd Sibler, MdL: „Zusammenarbeit zwischen Bayern und Tschechien weiter ausbauen“
Bayerisch-Tschechischer Sprachgipfel soll 2017 in Niederbayern stattfinden
 
Bezirkstagspräsident Franz Löffler, Hauptmann Josef Bernard und Staatssekretär Bernd Sibler im Techmania Pilsen
Pilsen -  Wie die grenzüberschreitenden Beziehungen zwischen Bayern und Tschechien weiter intensiviert werden können, war Gesprächsthema von Staatssekretär Bernd Sibler bei seinem ersten Zusammentreffen mit dem neuen Hauptmann der Region Pilsen, Josef Bernard. Gemeinsam mit dem oberpfälzischen Bezirkstagspräsidenten Franz Löffler kam Sibler vergangenen Freitag im Pilsener Wissenschaftszentrum Techmania mit Josef Bernard zusammen, um Möglichkeiten einer  weiteren Zusammenarbeit zu diskutieren. 
Im Mittelpunkt des Treffens stand die grenzüberschreitende Bildung. Zentrale Voraussetzung für Staatssekretär Sibler ist die Sprache: „Sprache ist der Schlüssel für eine weitere Annäherung an unseren Nachbarn - nur wenn Menschen dies- und jenseits der Grenze miteinander kommunizieren können, verstehen sie einander auch“. 
Sibler verkündete, dass das Bayerische Kultusministerium deshalb noch 2017 zusammen mit der Europaregion Donau-Moldau einen Sprachgipfel veranstalten wird. Nach dem Sprachgipfel in Bad Kötzting vor fünf Jahren soll der Sprachgipfel heuer in Niederbayern stattfinden. „Ziel des Sprachgipfels ist es die vielen Angebote, die an Schulen aller Schularten bereits vorgehalten werden, noch stärker miteinander zu vernetzen und einem breiten Fachpublikum aus Schule, Hochschule, kommunaler Verwaltung und regionaler Wirtschaft vorzustellen“, so Sibler. 
Beispielhaft für die Vielfalt seien die zahlreichen Partnerschaften und Programme von Schulen und Hochschulen zwischen Bayern und Tschechien, das Gastschuljahr für Schülerinnen und Schüler aus der Tschechischen Republik, der Erwerb von Sprachzertifikaten in Zusammenarbeit mit der Karlsuniversität Prag, der Jugendaustausch über den Bayerischen Jugendring, grenzüberschreitende Förderprogramme und Kooperationen im Bereich des Sports oder auch kulturelle Zusammentreffen. Sibler verwies auf die Bayerisch-Böhmische Kulturwoche in Deggendorf, die erstmals 2004 veranstaltet worden ist. Die Idee, durch Kultur Begegnungsorte zu schaffen, sei in Deggendorf besonders gelungen. 2016 wurde die Kulturwoche schon zum fünften Mal ausgetragen.
Auch allgemein soll der Bildungsaustausch angeregt werden. „Niederbayern und die Oberpfalz nehmen hier eine Vorbildfunktion ein, insbesondere was die berufliche Bildung betrifft“, so Sibler. Beide Seiten waren sich einig, dass auch hinsichtlich der sich wandelnden Arbeitswelt noch weiterer Entwicklungsbedarf besteht. Obgleich in den vergangenen 27 Jahren gemeinsam viel erreicht worden sei, müsse man nun dafür sorgen, im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben. Entscheidend ist nach Ansicht von Bezirkstagspräsident Franz Löffler vor allem das Thema Industrie 4.0, das nicht an der Grenze halt mache. „Wir müssen die Auszubildenden und Studierenden, aber auch die bestehenden Fachkräfte im Blick haben. Sie benötigen das erforderliche Fachwissen, damit sie in der digitalen Welt zurechtkommen“, so Löffler. Diese Meinung teilte auch Gastgeber Josef Bernard, der zudem seine Vision eines bayerisch-tschechischen Dorfes beschrieb, in dem man gemeinsam arbeite und lebe.
Einhelliger Meinung war man auch darin, dass eine Intensivierung der Zusammenarbeit nicht ohne eine Erweiterung und Modernisierung der bestehenden Infrastruktur erfolgen kann. Insbesondere die Bahnverbindung München-Prag ist nach Ansicht von Josef Bernard dringend ausbaubedürftig. Aktuell würde man mit sechs Stunden Fahrzeit genauso lange brauchen wie vor 150 Jahren. Eine bayerisch-tschechische Eisenbahnkonferenz in Furth im Wald soll beitragen, den Schienenausbau zwischen beiden Ländern weiter zu forcieren.